Die Folgen von Kinderarmut machen sich in Schulen laut einer aktuellen Umfrage immer stärker bemerkbar. So gab jede dritte Lehrkraft (33 Prozent) an, dass sich Kinder und Jugendliche häufiger Sorgen um die finanzielle Lage ihrer Familien machten, wie es in einer am Mittwoch zum Weltkindertag vorgestellten Studie unter Lehrkräften im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung heißt. An Schulen in sozial benachteiligter Lage machte fast jeder zweite Lehrer (48 Prozent) solche Beobachtungen.
Häufiger wahrgenommen wurden demnach auch unzureichendes Schulmaterial (37 Prozent) und Schüler, die ohne Frühstück in die Schule kommen (30 Prozent). Beinahe jede dritte Lehrkraft (31 Prozent) sieht zudem Ängste bei den Kindern und Jugendlichen. Besonders verbreitet in den Klassen sind den Angaben zufolge Konzentrationsprobleme (81 Prozent).
"Arme Kinder werden zu oft zu armen Erwachsenen. Dieser Kreislauf muss durchbrochen werden", forderte Dagmar Wolf, Bildungsexpertin der Robert-Bosch-Stiftung. Fehlendes Geld im Elternhaus verhindere die Teilhabe junger Menschen am sozialen und kulturellen Leben. Das habe auch Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit.
Für ihr "Schulbarometer" lässt die Robert-Bosch-Stiftung regelmäßig Umfragen zur aktuellen Lage der Schulen in Deutschland vornehmen. Insgesamt wurden für die aktuelle Erhebung den Angaben zufolge 1.032 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen zwischen 13. und 23. Juni befragt.
Unterdessen geht Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nach eigenen Worten davon aus, dass sich die Lage ärmerer Schulkinder ab dem Schuljahr 2024/25 verbessern werde. Dazu werde das sogenannte Startchancen-Programm beitragen, sagte Stark-Watzinger im rbb24-Inforadio. Profitieren sollen davon rund 4.000 Schulen in Deutschland, die einen hohen Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern haben. Ein erstes Konzept hatte Stark-Watzinger bereits Anfang Mai vorgelegt.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kritisiert dagegen geplante Kürzungen im Kinder- und Jugendplan des Bundes. "Um 45 Millionen Euro einzusparen, werden wichtige unterstützende Strukturen und Bildungsangebote eingeschränkt", so die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Dies betreffe massiv die vielen jungen Menschen, die ohnehin mit schlechten Startbedingungen in das Bildungssystem einträten. Ähnliche Befürchtungen äußert der deutsche Caritasverband. Es sei zukunftsvergessen, im Bundeshaushalt tiefe Einschnitte gerade da vorzunehmen, wo es um die Förderung von Kindern und Jugendlichen gehe, erklärte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Mit den geplanten Kürzungen bei Familienferienstätten und bei der Müttergenesung könnten unverzichtbare Entlastungs-Angebote wegbrechen.
Die Arbeiterwohlfahrt bekräftigt zum Weltkindertag ihre Forderungen, die Einschränkungen beim Familiennachzug aufzuheben. Geflüchtete Familien dürften nicht jahrelang getrennt bleiben und müssen in Deutschland sicher zusammenleben können. (KNA)