Podiumsgespräch mit Dr. Andreas Lahl (Praxisklinik am Anger), Prof. Dr. Josef Römelt (Universität Erfurt), Hiltrud Liedtke und Maria Zucht (Caritas, Beratungsstelle) 4. Mai 2017, 19.30 Uhr; Gemeindesaal St. Lorenz
2017 stand die ökumenische, bundesweite „Woche für das Leben“ unter dem Thema: „Wunschkind – Kinderwunsch – Designerbaby“.
Innerhalb dieses Themenspektrums fand in Kooperation des Caritasverbandes für das Bistum Erfurt, des Familienbundes der Katholiken im Bistum Erfurt und im Freistaat Thüringen und des Katholischen Forums im Land Thüringen ein Podiumsgespräch unter dem Titel: „Unerfüllter Kinderwunsch - Wie weit wollen wir gehen?“ statt.
Im Mittelpunkt des Abends standen die Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, dieser Wunsch sich aber auf natürlichem Wege nicht erfüllt. In dieser Situation stehen die Paare vor der persönlichen und ethischen Entscheidung, die Möglichkeiten der modernen Medizin zu nutzen, um sich den Traum vom Kind und einer Familie doch noch zu erfüllen.
Dr. Andreas Lahl (Praxisklinik am Anger) erläuterte die medizinisch-technischen Möglichkeiten der Kinderwunschbehandlung und berichtete aus dem Arbeitsalltag der Kinderwunschpraxis. Es ist, so Dr. Lahl nachweisbar, dass die Fälle von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zunehmen. Ursachen hierfür sind vielfältig: Erkrankungen, Stress, Adipositas, Umweltbelastungen - aber auch die Tendenz des späten Kinderwunsches haben große Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit des Paares. Die Chancen für eine Schwangerschaft nehmen ab 35 Jahren drastisch ab.
Die ethischen Hintergründe dieses Themas wurden von Prof. Josef Römelt (Professor für Moraltheologie und Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt) beleuchtet. Er stellte heraus, dass unser Leben geprägt ist von der Erfüllung von Bedürfnissen; nicht zuletzt suggeriert uns die Wirtschaft, dass nahezu alle Wünsche erfüllbar sind. Er lud ein darüber nachzudenken, an welcher Stelle Kinder zum Objekt der persönlichen Wunscherfüllung werden und verwies darauf, dass es auch gesellschaftlich möglich sein muss, bei allen möglichen Optionen „Nein“ sagen zu dürfen. Gleichzeitig müssen Gesellschaft und Kirche die Nöte und Sorgen der Paare, die sich durch den unerfüllten Kinderwunsch in einer inneren Zerreißprobe befinden, ernst nehmen und dürfen ihr Handeln nicht beurteilen.
Neben der medizinischen und ethischen Sichtweise war es Ziel der Veranstaltung, darauf aufmerksam zu machen, dass betroffene Paare die Angebote verschiedener Beratungsstellen in Anspruch nehmen können. Maria Zucht (Caritas-Beratungsstelle für Schwangere und Familien) und Hiltrud Liedtke (Erziehungs-, Ehe-, Familien und Lebensberatungsstelle der Caritas) stellten aus ihren Beratungskontexten heraus die Situation der Betroffenen und die Möglichkeiten ihrer Beratung dar. Das Angebot ist immer ergebnisoffen und unterstützt den individuellen Umgang mit den Herausforderungen der ungewollten Kinderlosigkeit. Darüber hinaus erläuterten sie die sich bereits gut etablierte, trägerübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Diensten und Beratungsstellen, beispielsweise zu donum vitae - Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle in Erfurt, deren Beraterinnen ein spezielles Beratungsangebot bei unerfülltem Kinderwunsch anbieten oder auch zu psychologischen Beratungsstellen anderer Träger.
Durch die Darstellung der unterschiedlichen Arbeitsfelder mit ihren individuellen Sichtweisen gelang es innerhalb dieser Veranstaltung im Rahmen der „Woche für das Leben“ die Bewusstseinsbildung für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens zu unterstützen, dabei aber auch gleichfalls auf die Wünsche und Bedürfnisse der betroffenen Paare aufmerksam zu machen und somit Kirche und Gesellschaft hierfür zu sensibilisieren.